Unabhängig von Objektgröße, Termindruck oder Jahreszeit – für alle Bauvorhaben gilt: An der Bautrocknung führt heute kein Weg mehr vorbei.

Die Fertigstellungszeiten werden immer kürzer. Hatte ein Bauherr für sein Projekt in den fünfziger Jahren noch eine Bauzeit von zirka zwei Jahren zur Verfügung, verbleiben ihm in der heutigen Zeit gerade acht Monate. Bei dieser engen Terminplanung gerät die Austrocknung der Bausubstanz zu einem Vabanquespiel.

Durch die immer kürzeren Bauzeiten und den zunehmenden Einsatz von Wärmedämm- Verbundsystemen aufgrund der gesetzlichen Vorschriften der Wärmeschutzverordnung kann die während der Baumaßnahme eingebrachte Feuchtigkeit nicht mehr vollständig austrocknen.

Schäden infolge überhöhter Restfeuchte sind somit vorprogrammiert.

Noch viel gravierender aber ist, dass die Heizenergiekosten in den ersten drei Jahren wegen der feuchtigkeitsbedingten hohen Wärmeleitfähigkeit des Baukörpers für den Nutzer um 100 bis 200 Prozent höher sind, als bei trockener Bausubstanz.

Bei feuchter Bausubstanz erhöhen sich die Heizkosten in den ersten drei Jahren nach Fertigstellung um mehr als das Dreifache!

Bedenkt man, dass in einem normalen Einfamilienhaus bis zur materialspezifischen Ausgleichsfeuchte mehr als 3000 Liter Wasser an die Umgebungsluft abgegeben werden müssen, kann man sich leicht vorstellen, was für ein immenses Zeit- und Kostenpotential in dieser Leistungskette steckt.

Hier kann die technische Bautrocknung Abhilfe schaffen. Bedauerlicherweise setzt sich diese Erkenntnis auch heute noch nur sehr zögernd bei den relevanten Entscheidungsträgern wie Architekten und Bauleitung durch.

Estriche werden in der Regel in der Ausbauphase nach dem Putz verlegt, danach folgen nur noch die Oberbeläge und die Malerarbeiten.

Deshalb ist der Estrich die zentrale Größe im Bauablaufplan, vor allem, weil die gesamte weitere Bodenbelagsverlegung maßgeblich von der Austrocknungsdauer des Estrichs abhängt.

Die technische Bautrocknung kann natürlich keine Wunder vollbringen. Aber sie kann innerhalb der bauphysikalischen Gesetzmäßigkeiten das Optimum für den Bauherren bewirken und die Bauphase um Wochen und Monate verkürzen.

Wenn man bedenkt, dass in in einem 40 mm starken Fließestrich je qm ca. 8 Liter Wasser von der Raumluft aufgenommen werden müssen, um die Verlegereife zu erlangen, addiert sich diese Feuchte bei einem normalen Einfamilienhaus mit 150 qm Wohnfläche auf 1.200 Liter, die alleine aus dem Estrich (ohne Wände, Putz, Betondecken) herausdiffundieren muss, ehe man dampfdichte Wand- und Bodenbeläge verlegen kann.

Die technische Bautrocknung ermöglicht es dem Handwerker zum einen, dem Bauherren die Belegereife des Estrichs relativ genau vorherzusagen, wenn auf der Baustelle diszipliniert gearbeitet wird. Außerdem wird nicht nur der Estrich, sondern der gesamte Baukörper getrocknet. Feuchteschäden, wie Schwarzschimmelbildung hinter Mobiliar, werden verhindert.

Zum anderen ist gerade der Aspekt der Kosteneinsparung nicht zu vernachlässigen. Durch die technische Bautrocknung trocknet der Bau schneller, ist früher bezugsfähig und unter Umständen kommen so die Trocknungskosten bereits mit der ersten früher realisierten Mietzahlung wieder rein. Calciumsulfat Fließestriche lassen sich direkt nach dem Estricheinbau, Zementestriche nach ca. 6 – 7 Tagen Abbindedauer zwangstrocknen. Versuche zeigten, dass bei Calciumsulfat Fließestrichen bei der sofortigen Zwangstrocknung mittels Kondenstrocknern weder Festigkeitsverluste noch Risse im Estrich auftauchten.

Beim Zementestrich wurden solch umfangreiche Testreihen wie beim Fließestrich bislang noch nicht durchgeführt. Die langjährige Erfahrung unterschiedlicher Bautrocknungsunternehmen hat jedoch gezeigt, dass man, bei richtiger Dimensionierung von Temperatur und Trockenleistung, auch bei Zementestrichen mit der Zwangstrocknung nach 3 – 4 Tagen zu reklamationsfreien Ergebnissen kommt. Um diese Erfahrungswerte jedoch wissenschaftlich zu verifizieren, stehen wie beim Fließestrich Teststudien zur Zwangstrocknung von Zementestrichen an.

Als Resumee kann festgehalten werden: Der wirtschaftliche und umweltrelevante Vorteil einer technischen Trocknung der Bausubstanz ist eindeutig erwiesen. Der Trocknungsprozess lässt sich steuern, die Trockenzeit wesentlich verkürzen, Reklamationen werden verhindert und Energie wird in erheblichem Maße eingespart.

So werden Ökonomie und Ökologie im optimalen Kosten- / Nutzenverhältnis für Kunden und Handwerker vereint und führen auf beiden Seiten zu einer Win – Win Situation.